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Samstag, 30. November 2019

Nummer DCXLVI (646)

Sowohl – Als Auch

Nummer DCXLVI (646)



Im Kampf reicht es durchaus nicht, seine Waffe zu kennen
Man muss auch seinen Gegner verstehen und benennen.

Da sich die Themen dieser Kommentare” im grossen Ganzen in zwei Kategorien unterteilen lassen – jene, die sich mit dem modernen Problem befassen, und jene, welche die katholische Lösung aufzeigen – wäre es sehr schade, wenn sich manche Leser zwar für das Problem, nicht aber für die Lösung, oder umgekehrt zwar für die Lösung, nicht aber für das Problem interessieren würden. Kenne ich nämlich das Problem, nicht jedoch die Lösung, kann ich nur allzu leicht der Verzweiflung anheimfallen, besonders heute, wo Gott Seinen Feinden die Erlaubnis gibt, Seine Kirche fast gänzlich zu zerstören. Andererseits gilt: Wenn meine Kenntnis der Lösung mich dazu verleitet, das Problem zu verkennen oder zu unterschätzen, besteht die Gefahr, dass mich das Problem jäh überwältigt, nachdem es meine unzureichenden Verteidigungslinien umgangen hat.
Der Heilige Paulus war der klassische Fall eines Mannes, der beides kannte und die im Neuen Testament dargebotene Lösung – Jesus Christus (Römer VII, 24–25) – nur darum so gut begriff, weil er ein glühender Pharisäer und als solcher ein anschauliches Beispiel des Problems gewesen war, nämlich dessen, was sündige Menschen aus dem Alten Testament gemacht hatten (1. Korinther XV, 8–10). Nur weil der Heilige Paulus die Machtlosigkeit des Alten Testaments zur Vergebung von Sünden direkt erfahren hatte, wurde ihm ein dermassen tiefes Verständnis der Rettung zuteil, die Christus den Menschen durch das Neue Testament gebracht hatte. Ein anderer grosser Konvertit, der zuvor viele Jahre lang im Irrtum gelebt hatte, um dann zu einem der gewaltigsten Diener der katholischen Kirche und zu einem der gewaltigsten Verkünder ihrer Wahrheit zu werden, war der Heilige Augustinus. Darum steckt in dem französischen Sprichwort „Ein Konvertit ist zwei Apostel wert“ ein gerütteltes Mass an Wahrheit.
Dies ist der Grund dafür, dass man es Katholiken heute gar nicht dringend genug empfehlen kann, die Feinde Gottes und die Art und Weise, wie sie Ihn bekämpfen, kennenzulernen, so niederträchtig sie diesen Kampf auch führen mögen. Und Nichtkatholiken tun gut daran, die katholische Kirche nicht hochmütig abzulehnen, denn so angeschlagen sie auch wirken mag, verfügt sie immer noch über die einzig wahren Lösungen für sämtliche realen, d. h. wahrhaftig menschlichen Probleme der Welt. All diese Probleme sind die vergifteten Früchte der Sünde, die sich in den Seelen der Menschen gegen Gott aufbäumt, deren Tiefe Gott allein – und nicht die Psychiater – mit Seiner Vergebung erreichen kann, was kraft Seines Ratschlusses durch Seinen göttlichen Sohn allein und durch die mit Seinem Blut geheiligte Kirche geschieht.
Nichtkatholischen Lesern dieser „Kommentare“ sei ans Herz gelegt, sich nicht nur für deren Analyse der modernen Kunst oder Politik zu interessieren, sondern auch für ihre Argumente, obwohl letztere oberflächlich gesehen als blosse Streitigkeiten zwischen Katholiken erscheinen mögen, beispielsweise bezüglich der Frage, was an Vatikan II falsch ist, oder wie die Priesterbruderschaft St. Pius XII. mehr und mehr auf die Linie von Vatikan II einschwenkt. Der Grund dafür liegt darin, dass die katholische Kirche sehr wohl die einzige wahre Lösung der wirklichen Probleme sämtlicher Leser sein mag, diese Lösung jedoch stets der Gefahr ausgesetzt ist, von sündigen Menschen konstant verfälscht zu werden, und wenn sie verfälsch wird, ist sie keine Lösung mehr, sondern ein Teil des Problems. Vatikan II war nichts anderes als der logische Höhepunkt des vielhundertjährigen Bestrebens von Menschen, den Menschen an Gottes Stelle zu setzen, und die Priesterbruderschaft St. Pius XII., die 1970 gegründet wurde, um den Irrtümern von Vatikan II die Stirn zu bieten, erliegt insbesondere seit dem Jahre 2012 mehr und mehr dem giftigen Charme dieser Irrtümer. Deswegen sollten Nichtkatholiken, die nach wahren Lösungen für die ihnen nur allzu bekannten modernen Probleme suchen, den Argumenten zu Vatikan II und der Priesterbruderschaft gebührende Beachtung schenken.
Dementsprechend sei katholischen Lesern dieser Kommentare” ans Herz gelegt, nicht nur die Argumentation in Bezug auf Vatikan II und das gefährliche Einschwenken der Bruderschaft auf den Weg der modernen Welt zu verfolgen, sondern auch den hier dargelegten Analysen dessen, was mit dieser Welt verkehrt ist, die gebotene eindringliche Aufmerksamkeit zu schenken. Denn liegt der Grund dafür, dass die Führer der Bruderschaft diesen Irrweg eingeschlagen haben, etwa nicht darin, dass sie das Problem der Moderne unterschätzt haben? Und marschieren sie, indem sie einen Krieg führen, ohne den Gegner zu kennen, etwa nicht direkt auf eine Niederlage zu? Während Erzbischof Lefebvre einst sagte, Vatikan II sei ganz und gar von Subjektivismus geprägt, hat Bischof Fellay denn einmal nicht gesagt, 95% seiner Texte seien akzeptabel? Und während der Erzbischof klar und deutlich festhielt, wer den Teufel den kleinen Finger reiche, riskiere, dass dieser gleich die ganze Hand nehme, benimmt sich nicht der Nachfolger von Bischof Fellay genau wie dieser, nämlich als glaube er, die römischen Teufel überlisten zu können? Die wirkliche Stärke des Erzbischofs war niemals seine Klugheit, sondern stets sein Glaube sowie seine Treue gegenüber der katholischen Wahrheit. Dasselbe gilt für die Bruderschaft, die er gründete. Darum mögen die katholischen Leser dieser „Kommentare“ bloss nicht denken, sie könnten die darin dargebotenen Analysen der modernen Verderbtheit ignorieren, so widerwärtig ihnen die Auseinandersetzung mit diesem Thema auch erscheinen mag. Es kann viel kosten, seinen Kopf im Sand zu verbergen.
Kyrie eleison.

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