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Freitag, 8. November 2019

Nummer DCXLIII (643)

Die Talfahrt Geht Weiter – II

Nummer DCXLIII (643)



Wer gab denn Rom den Stock und die Erlaubnis, uns zu schlagen?
Rom muss sich köstlich amüsieren, dass wir das ertragen!
Sofern der eine oder andere Leser denkt, die in den letztwöchigen „Kommentaren“ geschilderte Unterredung zwischen Dom Placide vom französischen Benediktinerkloster Bellaigue und der Führung der Priesterbruderschaft Pius X. in der Schweiz sei kein ausreichender Beweis dafür, dass die Bruderschaft auch weiterhin von der Verteidigung des wahren Glaubens abrückt, wird ein weiterer Bericht, den wir hier resümieren, ihn wohl eines Besseren belehren. Ungefähr zu der Zeit, als der Generalobere (GO) der Bruderschaft am 12. September sein als Beruhigungspille für glaubenstreue Katholiken gedachtes Interview veröffentlichen liess, entsandte er eine dreiköpfige Kommission nach Rom, um die „theologischen Diskussionen“ mit den Konzilsrömern, die von 2009 bis 2011 ohne greifbare Ergebnisse geführt worden waren, wiederaufzunehmen. Und welche drei Vertreter der Bruderschaft beauftragte er wohl mit der Führung dieser Diskussionen? Na freilich, keine andere als Bischof Fellay, Pater Pfluger und Pater Nély, jenes Triumvirat also, welches von 2006 bis 2018 die Bruderschaft geführt hatte, ehe alle drei beim Generalkapitel vom Juli 2018 abgewählt wurden. Auch in diesem Fall müssen wir zunächst kurz auf den Hintergrund der Ereignisse eingehen.
Anlässlich des Generalkapitels von 2006, bei dem ebenfalls Wahlen stattfanden, blieben die 40 führenden Priester der Bruderschaft Erzbischof Lefebvres in der katholischen Vernunft wurzelndem Prinzip treu, wonach im Konflikt zwischen der Bruderschaft und Rom dermassen wichtige Glaubensfragen zur Debatte standen, dass keine rein praktische Übereinkunft ohne vorherige Übereinkunft in Fragen der Doktrin diesen Konflikt beilegen könne. Wie Bischof Fellay einmal selbst einräumte, waren sie diesem Grundsatz zwar nicht mehr ganz so treu wie anno 1994, aber immerhin treu.
Allerdings nahm Bischof Fellay im Jahre 2006 die Doktrin selbst schon längst nicht mehr ernst. Wie für Papst Benedikt XVI., füralle Modernisten sowie für die grosse Mehrheit der heutigen Erdenbewohner war und ist Gottes Wahrheit für ihn weniger wichtig als die Einheit der Menschen. Andererseits legte er sich Rechenschaft darüber ab, dass auch weiterhin zahlreiche Mitglieder und Unterstützer der Bruderschaft dem Erzbischof in ihrem Respekt vor Gottes Wahrheit folgten, und es blieb ihm keine andere Wahl, als Papst Benedikt um Diskussionen über Fragen der Doktrin zu bitten, damit die Bruderschaft und Rom wieder zusammenfinden könnten.
Diese Bitte war von Anfang an ihrem Wesen nach töricht, weil sich die Doktrin der katholischen Tradition und jene von Vatikan II ebenso wenig in Übereinklang bringen lassen wie die Aussagen „2+2=4“ und „2+2=5.“ Doch anscheinend hofften sowohl der Papst als auch die Führung der Bruderschaft, beide Seiten könnten sich auf irgendwelchen Kompromiss wie „2+2=4,5“ einigen, denn die Einheit war doch für beide wichtiger als die Wahrheit. So fanden von 2009 bis 2011 „Diskussionen über die Doktrin“ zwischen jeweils vier Repräsentanten beider Seiten statt. Nichtsdestoweniger hatte Bischof Fellay im Jahre 2009 noch vier Vertreter nach Rom senden müssen, welche die katholische Wahrheit ernst nahmen, während die Römer hartnäckig an ihrem Bekenntnis zu den Anti-Wahrheiten von Vatikan II festhielten, mit dem Ergebnis, dass die Unterredungen im Sand verliefen. Die Einheit hatte sich damals nicht gegen die Wahrheit durchsetzen können.
Dies änderte sich jedoch beim Interim-Generalkapitel von 2012 (bei dem keine Wahlen stattfanden). Bis zu jenem Zeitpunkt hatte sich unter den 40 führenden Priestern der Bruderschaft ein Meinungswandel vollzogen, so dass das Prinzip des Erzbischofs „Doktrin zuerst!“ über Bord geworfen wurde und die Bruderschaft sich offiziell zum Primat der Einheit bekannte. Doch sogleich formierte sich innerhalb der Bruderschaft eine Widerstandsbewegung aus unerschütterlich glaubenstreuen Priestern, wodurch die Einheit der Bruderschaft in Gefahr geriet.
Beim Generalkapitel von 2018, als wiederum Wahlen anstanden, liebten die 40 Priester die Wahrheit immer noch genug, um Bischof Fellay und seine beiden Assistenten abzuwählen. Dies hinderte den neuen Generaloberen freilich nicht daran, die Idee von Gesprächen mit den Konzilsrömern zu Fragen der Doktrin wieder aufzugreifen. Zwar war dieses Konzept seinem Kern nach immer noch so töricht wie zuvor, aber die Vorstellung, man könne den Batzen und das Brötchen zugleich haben, ist ja stets sehr verlockend. So trat der neue Generalobere den Gang nach Rom an; offensichtlich träumten sowohl die Römer als auch die Führung der Bruderschaft auch weiterhin von der Kompromissformel „2+2=4,5,“ so dass die „Diskussionen über die Doktrin“ anscheinend wieder auf der Tagesordnung stehen.
Im Gegensatz zu 2009, als Bischof Fellay wahrheitsliebende Katholiken zu Vertretern der Bruderschaft ernennen musste, hat die neue Priesterbruderschaft St. Pius X. offenbar ausgerechnet jene drei Personen als Abgeordnete ausgesucht, die beim Generalkapitel von 2012 der Einheit Vorrang vor der Wahrheit einräumten! Wer hält da eigentlich wen zum Narren?
Wenn die Neubruderschaft sich selbst belügt und so tut, als sei eine Einheit, der keine Übereinstimmung in doktrinären Fragen zugrunde liegt, überhaupt möglich ist, dann wehe der Bruderschaft, heute und in absehbarer Zukunft. Wenn sie keine solchen Illusionen hegt, handelt sie dann unter dem Druck Roms, oder unter dem Druck des fellayisierten Menzingen, oder beider Seiten. Letzlich macht das keinen Unterschied mehr, denn Bischof Fellay hat doch alles getan, um Menzingen und die Bruderschaft der Macht Roms zu unterstellen. Darum gibt Rom den Ton an und reibt die Nase der Bruderschaft in deren eigenem Unrat.
Kyrie eleison.

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