Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 26. Oktober 2019

Nummer DCXLI (641)

Pater Brühwiler

Nummer DCXLI (641)



"Doktrin zuerst!“ hat uns Gottes Kirche seit jeher gelehrt.
Wer die Doktrin verrät, hat der Kirche den Rücken gekehrt.
Folgende Analyse der Situation, in der sich die Neupriesterbruderschaft St. Pius X. befindet, erschien im St. Gallener Gemeindebulletin Pater Alois Brühwilers (#3, diesjährige Herbstausgabe). Pater Brühwiler ist ein ehemaliger Priester der Bruderschaft, der dieser anno 2015 den Rücken kehrte, weil er sich nicht mit der falschen Richtung abfinden konnte, welche die Neubruderschaft eingeschlagen hat; diese strebt immer noch ihre Anerkennung durch die Leitung der Neukirche in Rom an, obwohl letztere permanent darauf beharrt, dass die Neubruderschaft als unabdingbare Voraussetzung für diese Anerkennung die zutiefst antikatholischen Dokumente von Vatikan II akzeptiert. Pater Brühwilers Artikel wird hier der A4-Länge jedes dieser Kommentare angepasst.
„Schenke nur jener Lehre Glauben, die übereinstimmt mit der Lehre Christi und seiner treuen Diener. In einer schweren Krisenzeit, da die Fundamente des Lebens angegriffen, ins Wanken geraten oder gar bereits umgestürzt sind, soll der Katholik sein geistiges und materielles Leben in aller Demut und im Vertrauen auf den allmächtigen Schutz Gottes auf das Wesentliche und ‚allein Notwendige’ beschränken. Er soll nicht mit Gott hadern, sondern die von der Ewigen Weisheit zugelassene Prüfung in Demut annehmen als gnadenreiches Züchtigungs-, Reinigungs-, Heiligungs- und Rettungsmittel für Leib und Seele.
Da seit dem letzten Konzil die erniedrigte, wie mit Ketten gefangene heilige Kirche nach wie vor besetzt bzw. beherrscht wird von finsteren und freimaurerischen Mächten in der ‚Konzilskirche,‘ hat die gütigste Vorsehung Gottes den Katholiken einen glaubenstreuen Apostelnachfolger und Prälaten geschenkt, um uns in äusserster Notlage eine unverdorbene Hilfsquelle der Lehre Christi sicherzustellen. Zahlreiche Werke des umfang- und segensreichen Wirkens von Erzbischof Marcel Lefebvre sind inzwischen auch in unsere Sprache übertragen worden. Die Bedeutung all dieses Quellenmaterials ist umso grösser, als der Vatikan nach wie vor unter dem Einfluss des Rauches Satans spricht und handelt, und die Katholiken um ihres Heiles willens noch immer gehalten sind, auf die mündlichen und schriftlichen Überlieferungen des Gründers der FSSPX zu hören.
Sein umfangreiches Erbe ist heute insofern noch bedeutsamer geworden, als im Jahre 2012 die lehrmässige Einheit und Eintracht der vier von Erzbischof Lefebvre geweihten Weihbischöfe auseinandergebrochen ist. Dieser Bruch hat sich schon Jahre zuvor angebahnt und wurde sodann sichtbar durch den Brief der drei Weihbischöfe Mgr. Tissier de Mallerais, Mgr. Williamson und Mgr. de Galarreta vom 7. April 2012 an den Generalrat der FSSPX. Vollendet wurde der Bruch sodann durch den Ausschluss von Mgr. Williamson im Oktober 2012 – eine sichtbar gewordene Frucht einer gewissen Spaltung der Geister innerhalb der FSSPX. Wer vor sieben Jahren mit dem Ausschluss des ältesten Weihbischofs einverstanden war und es noch immer sein will, muss sich nun anfreunden mit etwas neuartigen Familiengliedern, nämlich mit mehreren (nur) Novus-Ordo-geweihten Priestern sowie einem ‚konservativen’ und nun pensionierten konzilstreuen Diözesanbischof, der als Freund von Papst Benedikt XVI. und im Sinne von Papst Franziskus die FSSPX integrieren helfen will.
Das Denken von S. E. Mgr. Huonder über ‚Konzil’ und ‚Neue Messe’ ist ein vom Modernismus geprägtes. Es ist unvereinbar mit der Haltung von Erzbischof Marcel Lefebvre, unvereinbar mit hauptsächlichen Existenzgründen der Priesterbruderschaft St. Pius X. Leider hat die FSSPX-Führung schon kurze Zeit nach 1991 einen – wenn auch scheinbar nur geringfügig – neuen Weg eingeschlagen. Man strebt nach einer steten Annäherung an das moderne Rom, um so allmählich zu einer ‚kirchlichen und kanonischen Normalisierung‘ zu gelangen. Kurz: man träumte während Jahren und bis heute von einer ‚Einheit ohne Wahrheit‘. Die Begeisterung bei der FSSPX-Führung für ein solches Projekt war bereits im Frühjahr 2001 erstmals übergross und sodann wieder im Frühjahr 2012. Beim gegenwärtigen dritten Versuch unter Papst Franziskus sollte – so scheinen immer mehr verblendete Priester und Gläubige zu hoffen – das Projekt zum Abschluss gelangen können . . .
Zurück zu Erzbischof Lefebvre: Die Mission des Prälaten des ausgehenden 20. Jahrhunderts war so bedeutungsvoll, dass auch auf sie die Worte des hl. Paulus angewandt werden können: ,Ich weise euch auf das Evangelium hin, das ich euch gepredigt habe, das ihr angenommen habt, indem ihr auch feststehet. In ihm werdet ihr auch selig, wenn ihr es so festhaltet, wie ich es euch gepredigt habe. Sonst hättet ihr den Glauben vergebens angenommen. Vor allem habe ich euch darüber belehrt, wie auch ich belehrt worden bin‘ (1.Kor. 15,1ff.). Ein Abweichen von der Lehre des hl. Paulus bedeutet also ein Abweichen von der Lehre Christi. Dasselbe kann man sagen über den glaubens- und kirchentreuen Diener Erzbischof Lefebvre: Ein Abweichen oder ein Korrigieren-Wollen seiner theologischen Kritik über das letzte Konzil und über die ‚Neue Messe bedeutet ein Abweichen von der Lehre Christi.
Seit dem letzten Konzil sieht sich der glaubenstreue Katholik der schmerzlichen Situation gegenüber, dass ihm durch kirchliche Autoritäten (Papst, Bischöfe, Priester) Inhalte vermittelt werden, welche mit der Lehre Christi nicht übereinstimmen. All jene, die mit dem Erzbischof Lefebvre treu im Glauben bleiben wollten, haben ab 1970 unter vielen Schmerzen und Opfern verstehen lernen müssen, was es für den katholischen Alltag im Familien- und Berufsleben bedeutet, wenn man der ordentlichen Autorität nicht mehr gehorchen kann, nicht mehr gehorchen darf. Denn auch der Gehorsam muss sich nach der Wahrheit ausrichten. Die Autorität steht im Dienste des Glaubens, im Dienste der Gerechtigkeit. Daher sagt der hl. Thomas von Aquin: ,Die Mutter des Gehorsams ist die Gerechtigkeit.‘
Zwischen der Lehre Christi und dem, was ein Diener Christi (Papst, Bischof, Priester) lehrt, darf es an sich keinen Widerspruch geben. Andernfalls spricht oder handelt der Gottgeweihte nicht als Diener Christi. Ein solches Beispiel war das ‚Motu proprio von Papst Benedikt XVI. vom 7.7.2007 wie auch die (auffälligerweise gleichzeitige) doppeldeutige und irreführende Stellungnahme des FSSPX-Generaloberen. Der päpstliche Erlass wie auch der Kommentar der FSSPX verletzen mehrfach die Wahrheit und die Gerechtigkeit.
Daher klagte – um ein Beispiel zu nennen – am 8.7.2007 ein Mann sehr zurecht bei einem Priester, welcher anstelle einer Predigt die Pressemitteilung des FSSPX-Generalhauses vom 7.7.2007 vorgetragen hatte: ,Was soll das?!?‘ Der wache Katholik hat also im Sommer 2007 erkennen können, dass die FSSPX mit Rom eine Abmachung, einen gewissen Kompromiss getroffen hat. Die FSSPX ist mittels des ‚Motu proprio 2007‘ auf die Schiene von Kardinal Ratzinger von 1988 eingeschwenkt, eine Schiene, die keine andere ist als jene der Priesterbruderschaft St. Petrus, deren praktische Grundhaltung noch immer jene von 1988 zu sein scheint: ,Hauptsache die alte Messe!‘ Leider konnte man erst neun Jahre nach dem ‚Motu proprio‘, nämlich in der Pfingstpredigt vom 15.5.2016 von Mgr. Tissier de Mallerais, die für ‚Traditionalisten’ unmissverständlichen Worte hören ,Die „Motu-proprio“ – Messe ist nicht die wahre Messe.‘ Also schenken wir dem ‚Motu proprio vom 7.7.2007 keinen Glauben, da jene Ausführungen nicht übereinstimmen mit der Lehre Christi, nicht übereinstimmen mit den Ausführungen seines Dieners Erzbischof Marcel Lefebvre.
Kyrie eleison.

Samstag, 19. Oktober 2019

Nummer DCXL (640)

Ein Moderner Konvertit

Nummer DCXL (640)


Ausnahmslos allen Menschen, den Reichen wie den Armen
Schenkt Gott, so sie es wünschen, Sein liebevoll Erbarmen.
Wenn heutzutage jemand versucht ist zu denken, dass der allmächtige Gott darauf verzichtet hat, Seine Kirche oder die Welt zu lenken, sei ihm entgegengehalten, dass in der Redaktion dieser „Kommentare“ Zeugnisse eintreffen, die – zumindest nach Ansicht dieses Kommentators – klar zeigen, dass der Heilige Geist immer noch wirkt. Ein abgefallener Katholik berichtet hier, wie er den Weg zur Kirche zurückgefunden und die katholische Tradition sowie bald danach den „Widerstand“ entdeckt hat, und wie er dies alles erklärt. Inmitten der Verwirrung und Entmutigung, die wir alle kennen, schreibt er mit bemerkenswerter Gelassenheit und Heiterkeit – sicherlich ein Zeichen dafür, dass er von Gott geleitet wird.
Ich bin ein verheirateter Mann mit zwei Töchtern, von denen die eine schon fast ein Backfisch und die andere noch ein Baby ist. Eines Tages vor fünf Jahren ging ich gerade an einer Kirche vorbei, als mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Eingebung überkam, den Rosenkranz zu beten, und ich den Drang empfand, die Kirche zu betreten, um zu beten. Damals begann ich wieder zu beten und die Messe zu besuchen. Natürlich war es anfangs die Neumesse, bis vor ungefähr drei Jahren, als ich die Existenz der katholischen Tradition entdeckte.
Seither besuchen meine Familie und ich die lokale Kapelle der Priesterbruderschaft St. Pius X., wo wir vom Priester und der Gemeinde sehr herzlich aufgenommen wurden. Doch schon bald bemerkte ich, dass es in der Kapelle viele Zerwürfnisse gab; ihr könnt euch also vorstellen, wie schwierig es für mich war, herauszufinden, was da eigentlich vor sich ging. Da ich erst kürzlich zur Tradition gefunden hatte, benötigte ich sehr viel Geduld, Mut und Beharrlichkeit, um nicht klein beizugeben und nicht schon in den ersten sechs Monaten den Handschuh hinzuwerfen. Doch unser Hunger nach der Wahrheit und unsere Suche nach Wurzeln überwanden unsere Furcht, und so blieben wir, Gott sei Dank.
Ich begriff, dass die Priesterbruderschaft St. Pius X. wahrhaftig ein heiliger Teil der wahren Katholischen Kirche gewesen ist, und dies ist der Grund dafür, dass ich mit meiner Familie zumindest vorläufig in der Bruderschaft bleibe. Doch ich verfolge die ganze Zeit aufmerksam, was die Sedisvakantisten und „Widerstandskämpfer“ zu sagen haben, damit ich mir auch weiterhin meine Meinung bilden kann. Ich hege enorme Bewunderung für Erzbischof Lefebvre, einen wahren Mann Gottes, einen heiligen Nachfolger der Apostel. Es ist schwer erträglich, ansehen zu müssen, wie seine Bruderschaft unter dem infernalischen Druck der Welt wankt, und es verlangt uns verstärktes Beten ab.
Sicherlich steht der Bruderschaft immer noch sehr viel Arbeit bevor, weil sie auch künftig noch viel Gutes tun kann. Dasselbe gilt für den sogenannten „Widerstand,“ der – zu Recht – die Rolle eines Bahnwärters spielt, wann immer die Bruderschaft vom rechten Kurs abkommt und unter dem Ansturm der modernen Welt sowie der Verlockungen, mit denen die Konzilsprälaten sie zu ködern versuchen, ins Wanken gerät. Ich bin überzeugt, dass der „Widerstand“ eine entscheidend wichtige Rolle zu spielen hat und dass Unser Herr ihn dazu befähigt, für ein grosses und edles Ziel zu existieren, sogar innerhalb der Bruderschaft selbst, obwohl er ausserhalb dieser zu stehen scheint. Persönlich betrachte ich mich als kompromisslosen Widerstandskämpfer gegen jeden, der das vom Teufel inspirierte Zweite Vatikanische Konzil nicht mit offenem Visier bekämpft. Wie kann man denn heute als wahrer Katholik leben, ohne überall und ständig Widerstand zu leisten? Ist es also hier auf Erden nicht das Härteste und zugleich Schönste von allem, Katholik zu sein? Ich danke dir, Grossmutter, dafür, dass du für mich zu Jesus und Maria gebetet hast!“
In diesem Leben sehen wir Gott Selbst nie, aber wir sehen Ihn am Werk: Die Gebete einer Grossmutter; das Gebet einer Seele als erster und wichtigster Schritt; der Besuch der Messe als nächster Schritt; die Neue Messe trägt immer noch die Gnade in sich, wenn auch nur noch in verkümmerter Form; die katholische Seele, der Gott auf irgendwelche Weise die Tradition zeigt und die sich davon angezogen fühlt; die Zuflucht in einer lokalen Kapelle der Bruderschaft und die dortige herzliche Aufnahme, nach der jedoch schon bald die nächste strenge Prüfung beginnt! Diese Prüfung wird dank der Suche nach Wurzeln sowie die Liebe zur und das Streben nach der Wahrheit bestanden – ein Bedürfnis, das inmitten der ganzen Konfusion im Geist verankert wird und aufgrund des Respekts für den Erzbischof und des Abscheus vor Vatikan II auch verankert bleibt, wobei die Seele, von der hier die Rede ist, sowohl aus der Bruderschaft als auch aus dem „Widerstand“ Kraft schöpft, dank dem, was beide ihr zu geben vermochten, aber ohne anfangs mit der einen oder anderen Seite endgültig zu brechen; die Einsicht, dass jeder Katholik gegen den Strom schwimmen muss, und schliesslich die Dankbarkeit dafür, wie Gott die Seele geleitet hat. Viele Lehren in nicht allzu vielen Worten. Möge Gott den Verfasser segnen und ihn sowie seine Familie bis zum Tod dem Glauben die Treue halten lassen. Er hat eine gute Chance.
Kyrie eleison.

Samstag, 12. Oktober 2019

Nummer DCXXXIX (639)

Gegenwaertig, Maechtig

Nummer DCXXXIX (639)



Und sagen alle Teufel, Gott sei fern von mir und schwach
Muss ich nur denken, dann wird gleich die Wahrheit in mir wach.

Während die „abendländische Zivilisation“ vor unseren Augen in immer rasanterem Tempo zerfällt, gilt es sich dringend in Erinnerung zu rufen, dass „unsere Hilfe im Namen des Herrn“ und in der Fürbitte Seiner Mutter liegt, und sonst in niemandem und in nichts. Doch selbst unter den Katholiken begreifen nur wenige Menschen, wie nahe uns der Allmächtige Gott ist, und wie gewaltig Seine Macht ist. Würden sie sich hierüber Rechenschaft ablegen, fiele es ihnen weit leichter, Zuflucht zum Gebet zu nehmen, das heute tatsächlich das einzige ernsthafte Bollwerk gegen den Vormarsch des Bösen darstellt. Als gerechte Strafe für den Abfall der Menschheit hat Gott jedes andere Instrument des Einflusses und der Macht in die Hand Seiner Feinde fallen lassen.
Doch wer ist Gott? „Der allmächtige Vater, Schöpfer von Himmel und Erde und von allen sichtbaren und unsichtbaren Dingen.“
Erstens, Vater. „Schöpfer von Himmel und Erde,“ aber nicht einfach ein Fabrikant, der ein Produkt herstellt und es ihm dann selbst überlässt, sich in der Welt zu behaupten. Der beste Vergleich, um Gottes Fürsorge und Seine Liebe für Seine Geschöpfe zu veranschaulichen, ist der mit der Liebe eines menschlichen Vaters für seine Kinder, die normalerweise bis zu seinem oder ihrem Tod und darüber hinaus andauert. Doch ist die Liebe eines menschlichen Vaters endlich. Gottes Liebe ist unendlich.
Zweitens, Allmächtig. Vielleicht besteht der einfachste Weg, um Gottes Kraft oder Macht zu begreifen, darin, die Lehre der Kirche zu akzeptieren, dass Gott der Schöpfer ist, dass es sich bei jedem anderen existierenden Wesen um ein Geschöpf Gottes handelt, und dass die Schöpfung aus dem Nichts entsteht.
Wenn immer wir menschlichen Wesen etwas „erschaffen,“ geschieht dies zwangsläufig auf der Grundlage eines bereits existierenden Materials; so wird beispielsweise ein Stuhl aus Holz angefertigt, ein Haus aus Ziegeln, die Ziegel aus Sand usw. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schwieriger wird es, sich etwas vorzustellen, das aus nichts geschaffen wurde, und zwar aus dem guten Grund, dass alle Veränderungen, die ich um mich herum beobachte, aus etwas entstehen. Wenn ich mir etwas vorstellen könnte, das aus dem Nichts entstanden ist, würde ich beginnen, die Bedeutung von „allmächtig“ zu begreifen.
Drittens, Schöpfer aller Dinge. Von allen materiellen oder „sichtbaren“ Dingen, bis zum fernsten Ende der fernsten Milchstrasse – St. Ignatius von Loyola verliess in Rom nachts oft sein Zimmer, einfach um die Sterne anzusehen und diese Demonstration von Gottes unendlicher Macht zu verinnerlichen. Noch weit wichtiger sind allerdings die geistigen oder „unsichtbaren“ Dinge, wie die Seele, die jedem lebenden Menschenwesen das Leben sowie die Gabe der Vernunft und des freien Willens schenkt, ganz zu schweigen von den ganzen nicht-materiellen neun Orden von Engeln. Zweifelt ihr an ihrer Existenz, weil sie immateriell sind? Zweifelt ihr immer noch daran, dass es eine der menschlichen weit überlegene Intelligenz gibt, die heute das Böse um uns herum schafft?
Doch während viele Menschen bereit sein mögen, einzuräumen, dass nichts ohne einen Schöpfer entstehen kann, begreifen nur wenige, dass das schöpferische Wirken Gottes in jedem Augenblick, in dem das existierende Dinge zu existieren fortfährt, weiter geht. In anderen Worten, würde Gott auch nur für einen Moment aufhören, ein existierendes Ding in seiner Existenz zu erhalten, so würde dieses sogleich in das Nichts zurückfallen, aus dem es kam. Hier mag ein Vergleich hilfreich sein. Um einen elektrischen Zug in Gang zu setzen, muss sein Fahrer zuerst die „Totmanneinrichtung“ gegen sich selbst hin ziehen, doch damit der Zug, auch weiterhin fährt, muss er diese auch weiterhin ziehen, denn der Schalter oder Hebel ist unter Federspannung, so dass er, wenn man ihn fahren lässt, automatisch zurückspringt und der Zug anhält. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Zug unkontrolliert weiterfährt, wenn der Fahrer beispielsweise jäh stirbt. In anderen Worten, der Zug setzt sich nur in Bewegung, wenn der Schalter oder Hebel gezogen wird, aber derselbe Schalter oder Hebel muss auch weiterhin gezogen sein, damit der Zug weiterfährt.
Auf dieselbe Weise erschafft Gott ein Geschöpf im allerersten Augenblick seiner Existenz, doch fiele es ins Nichts zurück, täte Er nichts, um diese schöpferische Handlung weiterzuführen oder das Geschöpf während seiner Existenz zu erhalten. Somit besteht der einzige Unterschied zwischen der Erschaffung und dem Erhalt eines Geschöpfs durch Gott im Unterschied zwischen dem ersten Moment seines Daseins und jedem folgenden Augenblick. Anders gesagt, in jedem einzelnen Moment meines Erdendaseins ist Gott in mir aktiv, indem Er sowohl meine Seele als auch meinen Leib unaufhörlich erhält. Unter diesen Umständen ist Er in allem, was mich ausmacht, gegenwärtiger als ich selbst, indem Er tut, was nur Gott allein tun kann, nämlich mich aus dem Nichts herauszuhalten. Und da zweifle ich noch daran, dass Er mächtig ist? Oder zweifle ich daran, dass Er mir nahe ist? Oder zweifle ich daran, dass Er mich liebt?
Kyrie eleison.

Samstag, 5. Oktober 2019

Eine Kirche, die auf dem Kopf steht und eine widersprüchliche Bruderschaft

Kommentar von Pedro del Molino vom 18.09. 2019  zu "non possumus".


Niemand kann die Klarheit leugnen, mit der der Generalobere der Pius-Bruderschaft, Pater Davide Pagliarani, in einem neuen Interview die Fehler analysiert, die durch die derzeitige Hierarchie der Kirche, insbesondere durch Franziskus, verbreitet werden. Dies ist eine notwendige Folge dessen, was beim Zweiten Vatikanischen Konzil eingeleitet wurde. Es ist unbestreitbar, dass "die objektiv verwirrende Lehre von Papst Franziskus kein seltsamer Auswuchs ist, son­dern die logische Konsequenz aus den im Konzil festgelegten Grundsätzen. Er zieht aus ihnen die – jedenfalls für den Augenblick – endgültigen Schlussfolgerungen." Es ist auch wahr, dass "Alles direkt oder indirekt auf einen falschen Kirchenbegriff zurückgeht. Nochmals, Papst Franziskus zieht nur die letzten Schlussfolgerungen aus den vom Konzil festgelegten Prämissen." Wir stimmen auch zu, dass diejenigen, die Franziskus' aktuelles Pontifikat kritisieren, "die Klarheit und den Mut aufbringen sollten, anzuerkennen, dass es eine Kontinuität gibt zwischen den Lehren des Konzils, der Päpste der nachkonziliaren Ära und dem gegenwärtigen Pontifikat. Das Lehramt des "heiligen" Johannes Paul II. etwa gegen die Neuerungen von Papst Franziskus anzuführen, ist ein sehr schlechtes Mittel, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Ein guter Arzt kann sich nicht damit begnügen, eine Wunde mit ein paar Stichen zu schließen, ohne vorher die Infektion innerhalb der Wunde zu beseitigen. Wir sind weit davon entfernt, diese Bemühungen zu verachten, aber gleichzeitig ist es eine Frage der Nächstenliebe, aufzuzeigen, wo die Wurzel der Probleme liegt." Die Analyse von Pagliarani scheint uns einwandfrei und klar formuliert zu sein. Es muss jedoch noch einmal gesagt werden, wie bereits bei anderen Gelegenheiten geschehen, dass seine Position durch das Wirken der Pius-Bruderschaft gegenüber Rom in Widerspruch gerät. Lassen Sie es uns Ihnen erklären.

Im Interview heißt es im Untertitel: "DER KONZILIARE PLURALISMUS MACHT JEDE OPPOSITION STRUKTURELL UNWIRKSAM" Denn die ökumenische und dialogorientierte Kirche erlaubt es sich, jede Form von Kritik oder Meinungsverschiedenheit anzunehmen, ohne gezwungen zu sein, den Kurs zu ändern. In einer Demokratie ist die Pluralität der im Umlauf befindlichen Ideen eines ihrer grundlegenden Merkmale. Wie Pagliarani sagt: "Wir haben eine Kirche vor uns, die zuhört und deshalb zwangsläufig auf Stimmen hört, die sich voneinander unterscheiden können. Um einen Vergleich zu ziehen: Es gibt in einem demokratischen System immer einen Platz für die Opposition, wenigstens dem Anschein nach. Sie ist Teil des Systems, weil sie zeigt, dass wir diskutieren, eine andere Meinung haben können, dass es Platz gibt für alle. Dies kann selbstverständlich den demokratischen Dialog fördern, aber nicht die Wiederherstellung einer absoluten und universellen Wahrheit und eines ewigen moralischen Gesetzes. Auf diese Weise kann der Irrtum frei gelehrt werden neben einer echten, aber strukturell wirkungslosen Opposition, die unfähig ist, die Wahrheiten an ihre Stelle zu setzen." 

Und der Generalobere kommt zu einem klugen Schluss: "Wir müssen also aus dem pluralistischen System selbst austreten, und dieses System hat eine Ursache, das Zweite Vatikanische Konzil."
Was hat Pagliarani gerade auf einer Konferenz in Buenos Aires gesagt? Dass die Pius-Bruderschaft die doktrinären Gespräche mit Rom fortsetzt, mit Rom, das das Zweite Vatikanische Konzil und die Moderne nicht verlassen will. Die Pius-Bruderschaft tritt somit voll und ganz in das ein, was Rom als "demokratischen Dialog" betrachtet und nicht als "die Wiederherstellung einer absoluten und universellen Wahrheit" (in den gleichen Worten wie Pater Pagliarani). Das heißt, die Pius-Bruderschaft tritt wissentlich ins Spiel, akzeptiert einen Dialog "unwirksam und unfähig, die Wahrheiten an ihre Stelle zu setzen", da das heutige Rom nicht akzeptiert, den unantastbaren Rahmen des Zweiten Vatikans zu verlassen. Es ist wie jemand, der sich ständig gegen die Demokratie stellt und gleichzeitig eine politische Partei bildet, um an ihr teilzunehmen. Diese "kompromittierten" Anweisungen werden dem System nichts nützen.
Nicht nur das, sondern die FSSPX stimmt in der Praxis zu, mit diesem modernistischen Rom zusammenzuarbeiten, zum Beispiel bei der Eheschließung oder bei der Aufnahme eines modernistischen und Judentums-befreundeten Bischofs, Bischof Huonder, der sagte, er sei da, um zu Franziskus' Wunsch beizutragen, die Pius-Bruderschaft näher an Rom heranzuführen. (Wie einige im französischen Widerstandsforum argumentieren, wird die offizielle Ankunft von Bischof Huonder in der Pius-Bruderschaft dazu führen, dass seine Vorgesetzten vielleicht nicht vorhergesehen haben, nämlich dass, wenn die Pius-Bruderschaft sie nicht zur Wiederherstellung oder zur Ausübung eines antimodernen und antiliberalen Glaubensbekenntnisses auffordert, sie nach und nach ein Amt ausüben werden, und es wäre für die Bruderschaft nicht sinnvoll, Rom um die Erlaubnis zu bitten, neue Bischöfe zu weihen, wenn sie bereits tätige Bischöfen hat. Wegen der "Praxis" wird sie sich allmählich mit der konziliaren Kirche vereinen, ohne dass es zu Widersprüchen kommt).
So dass wir vor den Worten auf die Taten achten sollten.
Wie in diesem Artikel erwähnt, nimmt die Pius-Bruderschaft an der revolutionären konziliaren Praxis des Vatikans teil.
Es ist daher eine Tatsache, dass die Pius-Bruderschaft die Verantwortung Franziskus' minimiert - er zieht nur Schlussfolgerungen aus dem, was der Konzil ihm beigebracht hat, nichts anderes - und vermeidet es so, zu sagen, dass "der König nackt ist", um nur zu sagen, dass "das Konzil nackt ist", weil es viel einfacher ist, eine historische Tatsache der Vergangenheit heftig zu kritisieren als eine Autorität der Gegenwart, was negative Folgen für die FSSPX haben könnte, die, so Pagliarani, "Sie hat eine Freiheit im Ton, die es ihr erlaubt, offen zu sprechen, ohne Angst zu haben, Vorteile zu verlieren, die sie nicht hat... Diese Freiheit ist unter den gegebenen Umständen unerlässlich." Die heutige Bruderschaft St. Pius X. hat eine solche "Freiheit", dass Franziskus kürzlich Bischof Lefebvre diffamierte, indem er behauptete, er habe ein Schisma begangen (siehe hier)
Eine Woche später machte die Bruderschaft St. Pius X. keine Aussage, die die Lüge von Franziskus korrigierte, nicht einmal Pagliarani nutzte das Interview (durch die Pius-Bruderschaft selbst), um diesen Punkt zu klären und die Ehre von Bischof Lefebvre zu retten, und wir sprechen über ihren Gründer! Lassen Sie uns nicht einmal über die "Freiheit" sprechen, die er im berühmten Interview von Bischof Williamson im Jahr 2009 demonstriert hat, indem er sein Haupt vor der zionistischen Macht beugte und einen seiner Bischöfe zu Unrecht vertrieb. Schließlich so viel Freiheit, dass wir nicht mehr von der "konziliaren Kirche" sprechen, von modernistischen Ketzern, ja sogar von Liberalen (so viele ungesunde Äußerungen in der Pius-Bruderschaft seit 2012, die den Ohren derjenigen schaden, die die Versöhnung mehr lieben als die Wahrheit und das Kreuz Christi).
Ja, Franziskus setzt das fort, was vom Konzil und den modernistischen Päpsten initiiert wurde, aber Franziskus ist skandalöser, blasphemischer, fortschrittlicher und zerstörerischer als seine Vorgänger. Und wenn Franziskus, "wie er ist", die "Gunst" der Pius-Bruderschaft "wie sie ist" getan hat, dann nicht, weil Franziskus ein solcher Schwachkopf ist, um die Tradition zu bevorzugen, sondern weil er sehr wohl zu wissen scheint, wie man küsst, um seine Feinde zu ersticken. Die Bruderschaft weiß, was sie nicht sagen sollte "um die Vorteile, die sie genießt, nicht zu verlieren...."
Bischof Lefebvre hatte echte Freiheit, als er sagte: "Haben Sie keinen Kontakt zu einem, der für die Zerstörung der Tradition verantwortlich ist. Sie wissen nicht, was sie tun sollen, um uns zu spalten, und sie sind überrascht von so viel Widerstand. Sie scheinen nicht zu verstehen, dass es von Anfang an ein Problem des Glaubens war" (10. Januar 1989, hier).

Wie wir in einem Aphorismus lesen: "Wer nicht von seinen Feinden verfolgt wird, soll misstrauisch sein. Nicht von seiner Lehre, sondern von sich selbst."

Bei allem Respekt vor der Amtseinführung und unter Berücksichtigung der Umstände müssen die Feinde Christi und der Kirche klar und mutig aufgezeigt werden, und Bischof Lefebvre selbst hat die Liberalen und Modernisten, die seit dem Konzil den Vatikan übernommen haben, nicht "römische Antichristen" genannt? Franz von Sales schrieb: "Die erklärten Feinde Gottes und der Kirche müssen mit aller Kraft getadelt und getadelt werden. Die Nächstenliebe zwingt uns, "dem Wolf" zu schreien, wenn ein Wolf in die Mitte der Herde eindrang, und sogar überall dort, wo er gefunden wird.

Unser Herr hat nicht gesagt, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer aus seiner Lehre zu logischen Schlussfolgerungen kamen und ihn deshalb verurteilten. Unser Herr nannte sie Schlangen, weiß gewaschene Gräber, Heuchler und Söhne des Teufels, und so verfolgten sie ihn und befahlen ihm, gekreuzigt zu werden. Und selbst als Petrus sich seiner Leidenschaft widersetzte, nannte er ihn "Satan".

Wie Sardá y Salvany sagte: "Nun sind die Urheber und Ausbreiter der ketzerischen Lehren Soldaten mit vergifteten Waffen; ihre Waffen sind das Buch, die Zeitung, die öffentlichen Reden und der persönliche Einfluß. Es genügt also nicht, sich auf die Seite zu drücken, um dem Schuß zu entgehen; nein, das Beste und Wirksamste ist es, den Schützen unschädlich zu machen. So ist es also angemessen, dessen Buch, Zeitung oder Rede herabzusetzen und in Verruf zu bringen und in manchen Füllen selbst dessen Person. Ja, dessen Person, weil diese das hauptsächliche Element des Kampfes, wie der Artillerist das hauptsächliche Moment der Artillerie ist, und nicht etwa die Bombe, nicht das Pulver, nicht die Kanone. Es ist daher in gewissen Füllen erlaubt, des schädlichen Feindes Ehrlosigkeit und Schmach öffentlich ans Licht zu ziehen, seine Sitten lächerlich zu machen, seinen Namen und Beinamen mit Schande zu bedecken. Ja, mein Freund; und man kann es in Prosa und in Versen, im Ernste und im Scherze, mit Zerrbildern, mit allen Künsten und Mitteln, die etwa zu Gebote stehen. Nur müssen wir uns hüten, die Lüge zur Dienerin der Wahrheit zu machen. Dieses nicht. Niemand gehe auch nur ein Haar breit über die Grenzen der Wahrheit hinaus; aber innerhalb derselben gilt jenes Wort des Crétinean-Joly: „Die Wahrheit ist die einzige Nächstenliebe, die der Geschichte gestattet ist.“ und man könnte hinzufügen: der religiösen und sozialen Verteidigung." ("Liberalismus ist Sünde, Kapitel XXIII)

Einige weisen nur auf ihre Kritik an Franziskus hin, und sie liegen falsch.  Aber andere beziehen sich nur auf den Konzil, und sie liegen auch falsch. Wenn man im Kampf die Arsenale des Feindes zerstören will, muss man unweigerlich gegen die Feinde kämpfen, die diese Arsenale verteidigen. In einem Krieg kämpft man. Es steht den Diplomaten nicht frei, ihre Waffen zu zeigen, denn sie suchen vor allem nach einem Frieden, der zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht nur unhaltbar, sondern auch abscheulich ist. Kriegsgeneräle sollten keine Diplomaten sein.

Hält die Pius-Bruderschaft Franziskus für einen Freund oder Feind des katholischen Glaubens? Wir sind sehr besorgt darüber, dass der Rückgang seiner Position im derzeitigen Glaubenskampf die Folge dieser mangelnden Definition sein könnte.

Unsere gegenwärtige Pflicht ist es, unerbittlich zu widerstehen, ohne vorzugeben, mit denen zusammenzuarbeiten, die die Kirche zerstören.


Pedro del Molino

Nummer DCXXXVIII (638)

Der Brief der Bischoefe

Nummer DCXXXVIII (638)



Mit Vatikan II zog der Teufel in Rom triumphierend ein
Kann Rom für treue Katholiken da wirklich noch Heimat sein?
Ein Leser fragt, unter welchen Umständen der Brief entstand, der Bischof Fellay und seine beiden Assistenten am 7. April 2012 von den drei anderen Bischöfen zugestellt wurde, welche zum damaligen Zeitpunkt der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehörten. Der Brief rückt zwar immer ferner in die Vergangenheit, doch mögen sich manche Leser daran erinnern, dass er massgeblich dazu beigetragen hat, traditionalistische Katholiken auf den einschneidenden Kurswechsel aufmerksam zu machen, der sich in den vorhergehenden 15 Jahren klammheimlich vollzogen hatte, und den viele von ihnen nicht bemerkt hatten. Doch im März 2012 hatte das Tier sein Versteck verlassen und sich in aller Offenheit gezeigt.
In jenem Monat schrieb der Generalobere in „Cor Unum,“ der dreimal jährlich erscheinenden Zeitschrift der Bruderschaft für Priester, es sei an der Zeit, von Erzbischof Lefebvres Politik, laut der es ohne Übereinkunft über Glaubensfragen auch keine Übereinkunft über praktische Fragen geben könne, abzurücken, weil die Feindseligkeit der römischen Prälaten gegenüber der katholischen Tradition stetig abnehme und die Bruderschaft den Konzilsrömern deshalb wieder stärker vertrauen dürfe. Tatsächlich hatten seit den ersten Jahren des neuen Jahrtausends immer mehr Priester und Laien der Bruderschaft den Verdacht gehegt, dass diese auf Abwege geführt wurde. Nun bestätigte selbst der Generalobere diesen Verdacht. Diese Ausgabe von „Cor Unum“ schlug in der Bruderschaft hohe Wellen.
Bei einem Abendessen im Londoner Priorat der Bruderschaft regte der Verfasser dieser”Kommentare” an, aufgrund dieses Kurswechsels einen Protestbrief an den Generaloberen zu entwerfen, und ihn Bischof Tissier zwecks Kontrolle des Inhalts zuzustellen. Ein Priesterkollege, der ebenfalls bei Tisch sass, fragte, ob man den Brief nicht auch Bischof de Galarreta vorlegen solle, sofern er als gemeinsamer Protest gegen diese schroffe Abkehr von der Linie des Erzbischofs, der in seinen Predigten und seiner Praxis konsequent auf dem Prinzip „Doktrin zuerst“ beharrt hatte, an das Hauptquartier der Bruderschaft gesandt werden sollte. Der Kollege hatte recht, und so nahm die Idee eines gemeinsamen Briefs der drei Bischöfe Gestalt an. Nach dem Projekt befragt, empfahl Bischof Tissier, einen Entwurf des Briefs herzustellen, und als ihm dieser vorgelegt worden war, gab er enthusiastisch seine Zustimmung. Der Entwurf wurde Bischof de Galarreta unterbreitet, der ihm ebenfalls beipflichtete, den letzten Teil jedoch selbst in noch nachdrücklicherer Form umschrieb. Schliesslich unterzeichneten alle drei Bischöfe den endgültigen Text und sandten ihn in drei Exemplaren – je eines für den Generaloberen und seine beiden Assistenten – an das Hauptquartier in Menzingen.
Die Antwort traf bereits eine Woche später ein. Nicht umsonst hatte das Hauptquartier nicht nur die Richtung der Bruderschaft verändert, sondern auch dies zu vertuschen gesucht. Man glaubte dort ernsthaft, das konziliäre Rom werde katholischer, so dass die schwerwiegenden Vorbehalte des Erzbischofs gegenüber einer Zusammenarbeit mit den Neomodernisten in Rom tatsächlich überholt seien. Zu Kardinal Ratzinger hatte der Erzbischof 1988 gesagt, eine Kooperation sei unmöglich, weil die Priesterbruderschaft St. Pius X. und Rom eine diametral entgegengesetzte Position verträten – Rom wolle die Bruderschaft dechristianisieren, während diese die Gesellschaft rechristianisieren wolle. Doch anno 2012 bestand das Hauptquartier in Menzingen eisern darauf, dass sich die Lage geändert habe, so dass es nicht gegen die Linie des Erzbischofs verstosse, indem es den drei Bischöfen die kalte Schulter zeige. Doch was hätte letzterer wohl zu den Betrügereien von Papst Franziskus gesagt? Oder was hätte er nicht gesagt? Nichtsdestoweniger verwahrte sich der – mittlerweile zurückgetretene – Generalobere Bischof Fellay in einem unlängst erschienenen Buch-Interview aufs heftigste gegen jede auch noch so leise Kritik an Papst Franziskus.
So erschien Bischof Fellay im Juni 2012 mit einem Adjutanten seines Vertrauens zu einem sorgfältig vorbereiteten Treffen in Rom, um ein Abkommen mit letzterem zu besiegeln, das dem „unnötigen 37-jähirgen Zank“ schliesslich ein Ende bereiten sollte. Unnötig? Zank? Das konziliäre Rom befindet sich im Krieg mit der katholischen Tradition!
Doch wussten die Römer selbstverständlich Bescheid über den Brief der drei Bischöfe. Was brachte es ihnen eigentlich, der offiziellen Führung der Bruderschaft eine Falle zu stellen, wenn drei ihrer vier Bischöfe nicht gewillt waren, in diese Falle zu tappen? Die Tradition „drohte“ überall wieder zu erstarken. So wurde der Generalobere im Jahre 2012 mit leeren Händen aus Rom weggeschickt. Er würde diese Bischöfe bearbeiten müssen, um sie auf seine Seite zu bringen. Und er versäumte keine Zeit . . .
Kyrie eleison.