Nr. 4 / Winter
2019/2020
Oratorium Heiliger
Bruder Klaus Hüter des Vaterlandes
„Es erging das Wort des Herrn an Johannes in
der Wüste“
Liebe Gläubige,
der heilige
Johannes der Täufer weist uns den Weg, wie wir uns auf das Hochfest der Geburt
Unseres Heilandes sowie - mit nicht weniger Ehrfurcht - auch auf die zweite
Ankunft Unseres Herrn Jesus Christus als Richter vorbereiten sollen. Denn bald
wird Er in grosser Macht und Herrlichkeit, mit dem Zeichen des Kreuzes, auf die
Erde zurückkehren, um über alle vernunftbegabten Geschöpfe Gericht zu halten.
Der Sünder gleicht
einer Wüste, denn er trägt alle ihre Eigenschaften in sich. Er ist wie sie:
hässlich, dürr und unfruchtbar für’s Gute, nur fruchtbar an Disteln und Dornen.
Sie ist ein Ort für wilde Tiere (Leidenschaften). Wie öde, wie verlassen ist
eine Seele ohne Gott! Wie trocken ohne himmlische Berieselung; wie unfruchtbar
ohne höhere Wärme; wie hässlich ohne Gnadenschmuck! Aber Gott erbarmt sich und
hört nicht auf, einer solchen Seele zuzurufen, nämlich durch Seine Werke und in
Züchtigungen.
1.
Gott ruft der Seele zu durch Seine W E R K E
Gottes Werke und
Taten, alle Ereignisse und Schicksale im Menschenleben, sind gleichsam eine
kräftige Zeichensprache Gottes an das Herz des Menschen. Diese Sprache Gottes
äussert sich in Wohltaten:
Gar vielfältig
sind Gottes Wohltaten; wer vermag sie zu zählen? Gott überhäuft den Menschen
oft mit Glück, Segen, Gesundheit. Ja selbst der Himmel, die Sonne, die Erde,
die ganze Natur sind lebende Zeichen. Diese Zeichen erzählen uns von Gottes
Güte gegen uns, zum Danke uns auffordernd. „Alle Geschöpfe, was sind sie
anderes als Stimmen Gottes?“ (hl. Augustinus)
Wohltaten sind
schon an und für sich ein sehr geeignetes Mittel, die Herzen ihrem Wohltäter zu
öffnen.
Gott hat auch
wirklich diese Absicht dabei. Daher dann Seine Klage bei Jer 5,24: „Sie
sprechen nicht in ihrem Herzen: Lasset uns doch den Herrn fürchten, der uns
jährlich die volle Ernte behütet.“
Selbst
vernunftlose Tiere sind dem Sünder zur Beschämung. Sie sind ihren
Ernährern gehorsam; sogar wilde Tiere lassen durch Wohltaten sich zähmen: der
Löwe, die Schlange beleidigen den nicht, der sie füttert, spielen mit ihm Wie
verdient ist daher die bittere Klage: „Höret ihr Himmel… Söhne habe ich
aufgezogen und emporgebracht, aber sie haben mich verachtet. Es erkennt der
Ochs seinen Eigentümer und der Esel die Krippe seines Herrn: Israel aber kennt
mich nicht…“ (Is 1,2).
Die Zeichensprache
Gottes äussert sich sodann auch in Züchtigungen: Wer so fest schläft, dass er
durch sanfte und freundliche Mittel nicht aufgeweckt werden kann, der muss
endlich durch heftiges Rütteln und Stossen aufgeschreckt werden. Das versucht
nun Gott durch Leiden, welche auch nur Mittel Seiner Liebe sind (Apk 3,19).
Leiden sind ein
treffliches Zuchtmittel. Das sehen wir am besten durch Beispiele. Erst im
Elende ging der verlorene Sohn in sich; erst im Unglück erkannten Josefs Brüder
die Grösse ihrer Übeltat und sprachen zueinander: „Wir haben verschuldet, was
wir leiden.“ Auch David sagt: „In meinem Elende habe ich mich bekehrt“ (Ps
31,4). So auch Manasses im Gefängnis.
Aber selbst Leiden
bleiben oft vergeblich. Es gibt da verschiedene Sündenschläfer: Einige öffnen
wohl die Augen, sehen auf ein Weilchen ihren Sündenzustand und drehen sich
wieder um. Andere erwachen vollends, stehen auf, beichten, machen Vorsätze,
aber führen sie nicht aus, vertagen sie. Manche liegen in völliger Lethargie,
sind geistig tot, wollen selbst beim grössten Unglück sich nicht bessern.
Da klagt Gott:
„Vergeblich habe ich eure Kinder geschlagen; die Züchtigung nahmen sie nicht
an“ (Jer 2,30). „Sie wollen die Züchtigung nicht an- - 3 - nehmen; ihre Stirn
ist härter als ein Felsen, und sie wollen sich nicht bekehren“ (Jer 5,3).
„Wohin soll ich euch noch schlagen, wenn ihr Sünden auf Sünden häufet?“ (Is
1,5)
2.
Gott ruft der Seele zu durch Sein W O R T
Damit dem Sünder
die Zeichensprache der Taten Gottes nicht unverständlich bleibe, dolmetscht sie
Gott durch Sein vernehmliches Wort in Predigten und in Einsprechungen
(Eingebungen).
Die Predigten
sind kein blosses Menschen-, sondern wahrhaftig Gotteswort.
Der Prediger ist
blosses Werkzeug, dessen sich Gott bedient; er ist nur „die Stimme des
Rufenden“. Wer ist also der Rufende, wenn der Prediger bloss die Stimme ist?
Der Prediger
spricht nur im Namen und Auftrage Gottes. Wie dem Propheten des Alten
Bundes, so gilt auch ihm der Befehl; „Rufe ohne Aufhören wie eine Posaune und
verkünde meinem Volke ihre Laster“ (Is 58,1). Und was verkündet denn der
Prediger anderes als eben die Lehre Jesu, das Wort Gottes? Ist das nicht so
viel, als ob Gott selbst spräche?
Gewissermassen
spricht also wirklich Gott selbst aus dem Prediger, umso mehr, als
Gottes besondere Gnade ihm beisteht: „Nicht ihr seid es, die da reden, sondern
der Geist eures Vaters, der in euch redet“ (Mt 10,20). „Wer euch hört, der hört
mich“ (Lk 10,16). - Alle Gläubigen von jeher nahmen die Predigt als Gottes Wort
auf. „Darum danken auch wir Gott ohne Unterlass, dass ihr die Verkündigung des
Wortes Gottes, das ihr von uns vernahmt, aufgenommen habt nicht als Wort von
Menschen, sondern, wie es wahrhaft ist, als Wort Gottes“ (1.Thess 2,13).
Gott spricht zu
unserem Herzen nicht nur mittelbar durch Geschöpfe und Ereignisse, Wohl
und Wehe und durch menschliche Verkündigung. Er tut dies gar oft auch unmittelbar
durch Seine Einsprechungen (Eingebungen). Diese sind zweifach:
- sanft und
entzündend: Gott senkt oft in das Herz einen Funken Seiner Liebe und entflammt
es dadurch zur Liebe, Andacht, Reue. Von dieser Art war Seine Eingebung bei
Magdalena. „Meine Seele zerschmolz, da Er redete“ (Hl 5,6). „Brannte nicht
unser Herz in uns…?“ (Lk 24,32). „Seine Stimme ist nicht geschwätzig, aber
wirksam, nicht ohrengellend, - 4 - sondern die Neigungen einnehmend“ (hl.
Bernhard).
- heftig und
erschütternd, um gleichsam allen Widerstand des Sünders zu zermalmen, Mark und
Gebein zu durchdringen. So war es bei der Bekehrung des Paulus. „Denn lebendig
ist das Wort Gottes und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert
und dringt durch, bis dass es Seele und Geist sowie Mark und Bein schneidet“
(Hebr 4,12).
Diesen
vielfältigen Ruf Gottes sollen wir als eine grosse Gnade ansehen und auch mit
David rufen: „Mein Gott! schweige nicht vor mir, damit nicht, wenn Du
schweigst, ich gleich werde denen, die in die Grube hinabfahren“ (Ps 27,1). Und
sodann die Stimme Gottes schnell beherzigen: „Heute, wenn ihr seine Stimme
hört, verhärtet eure Herzen nicht“ (Ps 94,8). Und was sagt uns diese „Stimme
des Rufenden?“ - Sie sagt uns „Bereitet den Weg des Herrn!“
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche und
gnadenreiche Adventszeit.
Mit priesterlichen
Segensgrüssen
Ihr P. Alois
Brühwiler
Riddes, 30.
November 2019
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.