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Mittwoch, 1. Juli 2020

PRIESTER- CHARTA


Im nächsten Chevalier du Christ-Roi, der nach langer Wartezeit demnächst erscheinen wird, veröffentliche ich die Charta, die mehrere Priester der Fidelité Catholique als die ihre anerkannt haben. Diese Charta betrifft Sie direkt und ihre Bedeutung wird Ihnen nicht entgehen.
Bevor ich zum Text übergehe, möchte ich Ihnen zunächst berichten, wie er entstanden ist.
Mehrere Priester der Fidelité Catholique trafen sich im November letzten Jahres zu Priesterexerzitien. Bischof Williamson war nicht anwesend, hat sie aber sehr zu Diskussionen darüber ermuntert, wie sie den Erwartungen Gottes immer besser entsprechen könnten. Am dringlichsten erschien uns eine Charta, die daran erinnert, welche Stellung wir in der heiligen Kirche einnehmen, welche Bindungen wir haben, und von welchen Grundsätzen wir uns und unser Priesteramt leiten lassen. Ein jeder hat dazu beigetragen und jeder einzelne Abschnitt wurde allen zur Genehmigung vorgelegt. Dann wurde noch einmal die gesamte Charta besprochen und erhielt die rückhaltlose Zustimmung aller.
Sie ist weder neuartig noch außergewöhnlich und das ist einer ihrer Vorzüge, denn angesichts der schlimmen augenblicklichen Lage in der Kirche müssen wir uns unbedingt vor jeder Originalität, vor jeder persönlichen Geisteshaltung und vor allem hüten, was nicht völlig mit dem sensus ecclesiae, d. h. mit dem Denken der Kirche übereinstimmt.

Wir haben uns entschieden, uns mit der Veröffentlichung Zeit zu lassen. Nach Herrn Pater de Mérode, der sie als erster auf seiner Website veröffentlicht hat, veröffentliche ich sie nun in meinem Namen und im Namen jedes Mitgliedes der Gemeinde Notre-Dame du Christ-Roi. (Unsere Liebe Frau von Christ-König, Priorat v. Pater Pivert). Angesichts ihrer Bedeutung wird sie auf der Präsentationsseite meiner Website dauerhaft zugänglich sein.

Abbé Francois Pivert +



Charta der im November 2018 zu Exerzitien versammelten Priester



Angesichts der außergewöhnlichen Umstände unseres Priesteramtes wollen wir daran erinnern, welche Stellung wir in der heiligen Kirche einnehmen, welche Bindungen wir haben und von welchen Grundsätzen wir uns und unser Priesteramt leiten lassen.

Keine Definition der Kirche erschien uns in theologischer Hinsicht einfacher, klarer und prägnanter als die des Katechismus des hl. Pius X.: „Die katholische Kirche ist die Gesellschaft oder Versammlung aller Getauften, die sich auf Erden zum gleichen Glauben und Gesetz Jesu Christi bekennen, an den gleichen Sakramenten teilnehmen und den rechtmäßigen Hirten, vor allem dem römischen Papst, gehorchen.“ (Großer Katechismus, 9. Artikel, § 2, 1. Frage)

Diese Definition der Kirche beschreibt, wer die Gläubigen und wer die Hirten sind. So werden wir ihr treu bleiben:

1. HINSICHTLICH DER LEHRE


Das heilige Vermächtnis des Glaubens wurde angesichts der modernen Irrtümer vor allem durch den Syllabus, die Enzyklika Pascendi und den Antimodernisteneid geschützt und später von Erzbischof Lefebvre in Erinnerung gebracht und verteidigt, vor allem hinsichtlich der Lehre des Christkönig und der Wichtigkeit des Kreuzesopfers. Wir erneuern unseren Eid, diesem Vermächtnis treu zu bleiben, es zu verteidigen und zu verbreiten.


2. HINSICHTLICH DES GESETZES


Das überlieferte Kirchenrecht von 1917, Frucht und Synthese aus 2000 Jahren der rechtlichen und moralischen Überlieferung der Kirche, konnte durch das 1983 veröffentlichte modernistische vorgebliche Kirchenrecht, Frucht und Anwendung des II. Vatikanischen Konzils, nicht abgeschafft werden. Dieses Konzil hat Erzbischof Lefebvre als „die größte Katastrophe der Geschichte“ und das Kirchenrecht als „schlimmer als das Konzil“ verurteilt.
Daher muß das Kirchenrecht von 1917 die Norm sowohl für unser Leben als auch für unser Priesteramt sein und bleiben.
Wir weisen insbesondere auf die uns durch den Kanon 124 auferlegten Pflichten hin: „Die Kleriker müssen nach innen wie nach außen ein heiligeres Leben führen als die Laien und ihnen durch ihre Tugend und die Rechtschaffenheit ihrer Handlungen als Beispiel dienen“. Ferner verweisen wir auf die uns durch die nachfolgenden Kanones auferlegten Pflichten, nämlich: Inneres Gebet, Besuch beim Allerheiligsten Altarssakrament, Rosenkranzgebet, tägliche Gewissensprüfung und Breviergebet, häufige Beichte, Exerzitien, Ausübung des Priesteramtes, Studium der heiligen Lehre.
Wir stellen fest, daß die Kanones von 1983, die sich auf die Ehe beziehen, dem göttlichen Recht entgegenstehen und Ausdruck des Personalismus sowie Frucht des Modernismus sind. Wir werden weder jetzt noch jemals in Zukunft die Nichtigkeitserklärungen der Ehe anerkennen, die auf diesem Recht basieren und ebensowenig die Ehen, die eine Folge dieser Nichtigkeitserklärungen sind.
Es handelt sich dabei weder um eine Wahl noch um unseren eigenen Willen sondern um die Wahrheit, die für alle und jeden einzelnen verpflichtend ist.


3. HINSICHTLICH DER SAKRAMENTE


Wir stellen fest, welche Gnade uns Gott dadurch erwiesen hat, daß wir die Bruderschaft des hl. Pius X. verlassen mußten. Diese Trennung hat uns behütet und befreit.
Wir fordern die Gläubigen auf, das gleiche zu tun, vor allem, um sich und ihre Familien vor dem Liberalismus und der Ansteckung durch den Modernismus zu bewahren. Das war der von Erzbischof Lefebvre aufgestellte Grundsatz: man muß allem entfliehen, was den Glauben und das Glaubensleben verderben kann. Dadurch erfahren die Gläubigen, worin die wahre Freiheit der Kinder Gottes und die Kraft der Gnade besteht.
Wir fordern die Gläubigen auf, Gebetsgruppen und solche mit christlicher Lebensführung zu bilden, um sich gegenseitig in den Prüfungen beizustehen und das Leben der Kirche zu erhalten.
Wir fordern sie und ihre Kinder auf, nicht nur dem schädlichen Einfluß der Welt zu widerstehen sondern auch zu Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zu werden.
Wir fordern sie auf, täglich den Rosenkranz, ja sogar den Psalter zu beten. Dadurch werden sie den Glauben bewahren und in Prüfung und Trennung den nötigen Mut haben. Auch werden dadurch Gebetsgruppen entstehen und sich weiterentwickeln und die Kinder zu Dienern des Christkönig werden.
Wir erneuern unsere Verpflichtung, vor allem diejenigen zu unterstützen, die dieses Programm des christlichen Lebens in die Tat umsetzen wollen, seien es Gläubige der ersten Stunde oder neu Hinzugekommene, Bekannte oder Unbekannte.


4. HINSICHTLICH DER HIRTEN


Wir betrachten Bischof Williamson als den würdigen Nachfolger von Erzbischof Lefebvres in der
Verteidigung des Glaubens und unterstellen uns, um nicht zu Waisen zu werden, der weisen
Führung dieses würdigen Vaters.


Sonntag, 1. März 2020

Rosenkranzzug der katholischen Treue

Das Anliegen März lautet :
"März: damit der hl. Josef, das Vorbild der Junggesellen, Väter und Unternehmer, uns dazu bringt, alles zu "ebnen" und zu glätten, was unsere irdische Pilgerfahrt behindert."

Samstag, 1. Februar 2020

Nummer DCLV (655)

Der Unverzichtbare Papst – I

Nummer DCLV (655)



Und wenn die zerstreuten Schafe auch noch so bitterlich weinen,
Können nur glaubenstreue Päpste diese armen Schafe einen.
Während ein Jahr nach dem anderen vergeht, ohne dass sich die absurde Situation der Kirche zu verbessern scheint, fragen sich immer wieder Katholiken, die der Tradition treu geblieben sind, warum sich nicht wenigstens die traditionalistischen Priester zusammentun und ihre Grabenkämpfe beenden können. Sie glauben alle an ein und dieselbe kirchliche Tradition; sie sind sich alle darüber einig, dass das Zweite Vatikanische Konzil für die Kirche ein Desaster war. Sie wissen alle, dass Streitigkeiten unter Priestern für die Anhänger der Tradition höchst unerbaulich und entmutigend sind. Warum können sie ihre Meinungsverschiedenheiten eigentlich nicht begraben und sich auf das konzentrieren, was sie alle vereint, nämlich was die Kirche lehrt und tut, und immer gelehrt und getan hat, nämlich Seelen zu retten? Auf diese Frage gibt es sehr wohl eine Antwort, und diese gilt es regelmässig in Erinnerung zu rufen, damit es den Katholiken leichter fällt, den Glauben zu bewahren.
Wenn man davon ausgeht, dass diese Krise der Kirche in der Kirchengeschichte nichts Normales ist, sondern einen integralen Bestandteil der einen und einzigen Ereigniskette bildet, die zum Ende der Welt führen wird, sind die beiden Wörter, die in diesen „Kommentaren“ am häufigsten verwendet werden, um die Struktur der Krise zu kennzeichnen, „Wahrheit“ und „Autorität.“ Der Ursprung dieser Krise ist sehr viel älter als Vatikan II und reicht weit in die Vergangenheit zurück, besonders in die Periode der von Luther (1483–1546) entfesselten „Reformation,“ doch während die katholische Kirche bis Vatikan II gegen das Einsickern des protestantischen Gifts kämpfte, gaben die höchsten katholischen Autoritäten, zwei Päpste und 2.000 Bischöfe, mit Vatikan II den Kampf auf und liessen das Gift in die Kirche eindringen. Aus diesem Grund sind die Konzilstexte zweideutig formuliert, denn einerseits musste der katholische Schein gewahrt werden, doch wenn man sich von diesem Schein nicht blenden lässt, bemerkt man andererseits ihre wahre Stossrichtung, den „Geist des Konzils,“ der Liberalismus und Modernismus – die Nachfolger des Protestantismus – absorbieren will und alle noch verbliebenen Reste des Katholizismus verdrängen wird, sobald ihm keine Hindernisse mehr im Wege stehen.
Dies heisst, dass die katholische Autorität beim Konzil die katholische Wahrheit im Grunde genommen fallen liess und eine Doktrin entwickelte, die besser zu den modernen Zeiten passt. Und da die katholische Autorität und die katholische Wahrheit von jenem Zeitpunkt an verschiedene Wege einschlugen, sahen sich die Katholiken, um Katholiken zu bleiben, nun vor eine furchtbare Wahl gestellt, vor der sie heute noch stehen: Entweder scharen sie sich um die kirchlichen Autoritäten, vom Papst bis hin zu den Prälaten der unteren Ränge, und werfen die katholische Doktrin über Bord, oder sie bleiben der Doktrin treu und kündigen der katholischen Autorität hierdurch die Gefolgschaft, oder sie entscheiden sich für einen der zahlreichen Kompromisse zwischen diesen beiden Polen. Auf jeden Fall sind die Schafe zerstreut; allerdings ist ihre eigene Schuld hieran kaum der Rede wert, wenn man sie mit der Schuld der zwei grossen und 2.000 kleinen Hirten vergleicht, welche dafür verantwortlich waren, dass die kirchliche Autorität die kirchliche Wahrheit beim Konzil verriet. In dieser Spaltung zwischen Wahrheit und Autorität liegt der Kern der heutigen, mittlerweile ein halbes Jahrhundert alten Krise.
Und da die Wahrheit für die eine wahre Religion des einen wahren Gottes von entscheidender Bedeutung und Seine eigene Autorität entscheidend wichtig für den Schutz dieser einen Wahrheit vor allen Auswirkungen der Erbsünde auf die Menschen ist, liegt die einzige mögliche Lösung der Krise, die dieser Schizophrenie und der Zerstreuung der Schafe ein Ende bereiten wird, in einer Rückkehr des grossen und der kleinen Hirten, des Papstes und der Bischöfe, zur katholischen Wahrheit. Hiervon kann im Moment gewiss nicht die Rede sein, weder in der Kirche noch in der Priesterbruderschaft St. Pius X., die – allem Anschein nach – immer noch bestrebt ist, sich der Autorität der Konzilsprälaten zu unterstellen. (Und Erzbischof Lefebvre? „Er ist tot,“ werden einige antworten!)
Deswegen gilt: Ehe der Allmächtige Gott – kein anderer kann das tun – den Papst, und dieser nach seiner Bekehrung seine Untergebenen zur Besinnung ruft („Und wenn du dann umkehrst, stärke deine Brüder“; Lukas XXII, 32), in anderen Worten, ehe der Papst die Bischöfe der Welt auf den rechten Pfad zurückführt, kann sich die Krise nur noch verschärfen – bis wir unsere Lektion gelernt haben und Gott sich unser erbarmt. Bis dann gilt das englische Sprichwort: „Was nicht geheilt werden kann, muss ertragen werden.“
Kyrie eleison.

Rosenkranzzug der katholischen Treue

Das Anliegen Februars lautet :

"Damit die Demut und der Gehorsam der Heiligen Familie uns formt."

Sonntag, 26. Januar 2020

Nummer DCLIV (654)

„…In Versuchung…“?

Nummer DCLIV (654)


Prüfe, erniedrige und strafe mich, oh Herr, ich will mich Deinem Willen fügen
Doch führt man in Versuchung mich, gib mir die Kraft, ihr nie und nimmer zu erliegen!
Ein Leser stellt eine klassische Frage zum Vaterunser, und zwar zu jener Stelle, wo es heisst: „Führe uns nicht in Versuchung.“ Versuchung bedeutet oft Sünde, Sünde ist immer übel . Aber wie kann der unendlich gute Gott uns einem Übel preisgeben? Wenn wir zu Ihm beten, dass Er dies nicht tun möge, bedeutet dies jedoch logischerweise, dass Er das in der Tat kann. Doch wie ist das möglich? „Führe uns nicht in Versuchung“ ist immerhin die wörtliche Übersetzung des griechischen Originaltextes „μη εισενεγκης ημ ας εις πειρασμον“ – und die Kirche lehrt, dass der griechische Originaltext von Gott Selbst inspiriert wurde. Wie kann Gott Selbst erklären, dass Er uns in Versuchung führen kann? Hier heisst es vier Wahrheiten klarstellen:
1 Erstens kann Gott physisches Übel wollen, wie beispielsweise eine Krankheit, um moralisch böse Menschen zu strafen, doch ist es für Gott absolut unmöglich, moralisches Übel zu wollen, denn bei diesem handelt es sich um eine Sünde, und Gott kann unter keinen Umständen sündigen, weil Er die Güte selbst ist, weil Er die Existenz selber ist. Wenn nämlich etwas überhaupt existiert, muss auch eine Erste Ursache existieren, und dieser ersten Ursache kann unmöglich von einer vorigen Ursache irgendwelche Grenzen gesetzt worden sein. Deshalb ist die erste Ursache, welche wir”Gott”nennen, grenzenlos, oder unendlich. Gott ist also Unendliche Existenz. Nun gilt: Wo Existenz ist, ist auch Güte, und umgekehrt; die beiden sind in der Tat austauschbar – etwas Böses ist bei einem Wesen stets die Abwesenheit von etwas, das eigentlich zu ihm gehört; beispielsweise ist Blindheit für einen Stein nichts Böses, wohl aber für ein Tier, das normalerweise sehen kann. Deswegen ist das Unendliche Wesen unendlich gut, oder die Unendliche Güte, welche ganz und gar unfähig ist, etwas moralisch Böses direkt zu wollen oder zu verursachen. Wenige Dinge sind absolut sicherer als das.
2 Zweitens kann Gott moralisches Übel erlauben, weil Er stets dafür sorgen kann und dies auch tut, dass daraus ein grösseres Gutes erwächst. Wir Menschen können keinesfalls immer erkennen, worin dieses grössere Gute besteht, doch spätestens beim Jüngsten Gericht werden wir alle, für jedes moralische Übel, welches Gott zugelassen haben wird, Seine überragende Weisheit klar ersehen. Hier ein nützlicher Vergleich: Wenn ich die untere Seite eines Webteppichs sehe, kann ich die Schönheit des Musters der oberen Seite dieses Teppichs nur erraten. Diese Schönheit existiert jedoch, und ohne sie würde ich auf der unteren Seite nichts sehen, was mich dazu befähigt, die von unten aus unsichtbare Schönheit zumindest zu erraten.
3 Einwand: Aber Gott handelt immer noch, wenn Er moralisches Übel erlaubt, beispielsweise die Versuchung zu sündigen. Beispielswese sagt die Bibel in mehreren Versen von Exodus VII-XIII, Gott habe Pharaos Herz „verhärtet,“ damit er gegen die Israeliten sündige. Antwort: Nein, wann immer Gott ein moralisches Übel erlaubt, begeht Er keine wirkliche Tat. Er verzichtet lediglich darauf, die Gnade oder Hilfe zu gewähren, mit welcher der Sünder nicht gesündigt hätte. Doch indem Er sich dafür entschied, Pharao die Erlaubnis zum Sündigen zu erteilen, führte er ihn tatsächlich in Versuchung und bewog ihn zur Sünde. Nein, denn die Heilige Schrift sagt: „Gott ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt“ (1. Korinther X, 13). Deswegen erhalten Sünder, die in Versuchung geführt werden, von Gott all die Gnade, die sie benötigen, um nicht zu sündigen, wenn sie nicht sündigen wollen. Es ist ihre eigene Schuld, wenn sie der Versuchung nachgeben.
4 Aber wann immer Sünder in Versuchung geraten, hat Gott dies vorausgesehen. Warum hat Er sie dann in Versuchung geführt, indem Er letztere zuliess und ihnen nicht die Gnade erwies, die sie brauchten, um ihr nicht zu erliegen?“ Im negativen Sinn, weil es stets der Fehler des Sünders allein ist, wenn er einer Versuchung erliegt. In positivem Sinn führt St. Ignatius in seinen Spirituellen Exerzitien drei Gründe an, warum Gott es zulassen kann, dass eine Seele in spirituelle Not gerät, und dieselben Gründe gelten auch für eine spirituelle Versuchung: Gott kann weisen Gebrauch von moralischer Versuchung machen, um uns zu bestrafen, um uns zu erproben oder um uns zu belehren. Er kann uns mit der nächsten Versuchung für die letzte Sünde bestrafen, die wir begangen haben. Ferner kann Er, indem Er uns durch eine Versuchung auf die Probe stellt, es uns ermöglichen, ein grosses Verdienst zu erwerben, indem wir Widerstand leisten und der Versuchung nicht erliegen. Padre Pio hat gesagt: „Wenn die Seelen nur wüssten, welche Verdienste sie erwerben können, indem sie der Versuchung widerstehen, würden sie recht eigentlich darum bitten, versucht zu werden.“ Und schliesslich kann Gott uns darüber belehren, wie vollständig wir auf Seine Hilfe angewiesen sind, indem Er uns einer Versuchung aussetzt, die uns vor Augen führt, wie klein und wie schwach wir ohne Seine Hilfe sind.
Fassen wir zusammen: Daraus, dass Er uns Sünder in Versuchung geraten lässt, kann Gott für uns so viel Gutes erwirken, dass wir nicht einmal darum zu bitten gezwungen sind, nicht versucht zu werden, doch müssen wir um die Gnade bitten, nicht zu straucheln, wenn wir versucht werden. Herr, lass das Feuer mich erwärmen, aber niemals verbrennen. Herr, gib, dass die Versuchung mir Verdienste einbringt, ich ihr jedoch nie erliege.
Kyrie eleison